Lichterfelde

Lichterfelde

Das Lichterfelder Wappen, drei Lichter im Felde stehen an einer geschwungenen, blauen Linie, die an die ehemalige Bäke erinnert. Die drei Kerzen stehen für die Dörfer Giesensdorf und Lichterfelde sowie für die Landhaus-/Villenkolonie. Die Bäke, die auch als Grenzgraben bezeichnet und 1906 durch den Teltowkanal aufgenommen wurde, war die Grenze zwischen den Gemarkungen Giesensdorf und Lichterfelde; Lichterfelde Ost/Süd und Lichterfelde West.
Die Gründung von Lichterfelde erfolgte wahrscheinlich in der Zeit zwischen 1230 und 1260, und zwar im Zuge der Kolonisation durch die regierenden Markgrafen von Brandenburg Johann I. und Otto III. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1289. Die Lage des Dorfes auf einer Endmoränenplatte begünstigte die Landwirtschaft, die Bäkeniederung bot Weidemöglichkeiten für das Vieh und Möglichkeiten für Brunnenanlagen auf den Gehöften. Der wichtigste Grund für die Ansiedlung dürfte jedoch die Nähe der seinerzeit bedeutendsten Handelsstraße zwischen Berlin und Leipzig gewesen sein, dem heutigen Ostpreußendamm, der bis 1960 Berliner Straße hieß.
Der Ortsname „Lichterfelde“ wurde von den hier siedelnden Bauern, die aus dem Flämisch-Niederrheinischen kamen, verliehen und bedeutet soviel wie „Lichten“. Die Bewohner setzen sich aus landbesitzenden Bauern, deren Grund und Boden vererblich war, und Kossäten, also landlosen Personen, zusammen; an der Spitze der Dorfgemeinschaft stand der Dorfschulze, der als Gemeindevorsteher und Dorfrichter fungierte.
Mit der Zeit änderten sich die Besitzverhältnisse, mehr und mehr übten der Adel, der Klerus und das Bürgertum die Herrschaft aus. Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs folgten Krisenzeiten, das Auftreten von Pest und Seuchen brachte herbe Bevölkerungsverluste und der Handel kam weitgehend zum Erliegen. Aber Lichterfelde meisterte – im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern – die Lage immer wieder.
Ein lebendiges Zeugnis aus der dörflichen Vergangenheit von Lichterfelde stellt die Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert dar, die allerdings im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört (1631) erfolgte der Wiederaufbau 1734/35; Gruftkapellenanbau 1776 im Norden für die von Familie von Béguelin und 1789 im Westen für die Familie von Bülow. Letztere waren – die Ahnherren des allseits so geschätzten Vicco von Bülow alias Loriot – von 1774 bis 1782 Grundherren des Gutes. Nikolaus von Béguelin (1714-1789) ist ab 1747 Lehrer des späteren Königs Friedrich Wilhelm II. gewesen. Dieser hatte nach seinem Regierungsantritt das Gut gekauft, um es 1787 seinem verehrten Lehrer als Alterssitz zu schenken.
Überspringen wir die schrecklichen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, des Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Kriege, die jedes Mal Leid und Tod sowie die Verarmung der Bevölkerung mit sich brachten. Die dörflichen Strukturen änderten sich dennoch wenig. In den letzten beiden zurückliegenden Jahrhunderten kam es dann allerdings zu gewaltigen Veränderungen, die in Preußen und damit auch in dem kleinen Lichterfelde wirksam wurden. Zunächst läutete die Bauernbefreiung in Preußen ein neues Zeitalter für die Landbevölkerung ein. Die Besitzer der Güter hatten bereits im Jahre 1817 den Bauern das Eigentum an Grund und Boden übertragen. Der neue Stand bereitete den Bauern aber nicht nur Freude, denn für den Verlust seines Bauernlandes musste der Grundherr entschädigt werden. Die Bauern hatten zwar neue Rechte erworben, aber damit auch zahlreiche neue Verpflichtungen, die so manch einen in die Knie zwangen. Zu Beginn der 19. Jahrhunderts bestanden die Dörfer noch immer aus wenigen Gehöften, aber durch die Felder zogen sich nun Eisenbahnschienen. Die rauchenden Ungeheuer ratterten seit 1838 durch die Gemarkung Lichterfelde von Berlin nach Potsdam und die Züge der Anhalter Bahn seit 1841 durch die Gemarkung Giesensdorf – noch an den Dörfern ohne Halt vorbei.

Das Gesellschaftshaus, Jungfernstieg 14, wurde 1870/17 von Johannes Otzen (1839-1911) erbaut. Nur wenige Jahre wurde es in dieser Funktion genutzt, bis zu seinem Abriss 1962 aber anderweitig vielfältig genutzt.

 

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