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Johann Jacob Froberger – der deutsche ›Tastenlöwe›‹ des Frühbarock

29. Juni 2018-8:00 - 19:30

Kostenlos

Vortrag Dr. Bernhard Morbach

Im Hinblick auf das Virtuosentum erweist sich die Musikkultur unserer Zeit als anachronistisch anspruchslos.
Von einem Pianisten zum Beispiel erwartet man lediglich eine zirzensische Fingerfertigkeit. Insofern diese sich dann noch auf eine gewisse Portion guten musikalischen Geschmacks gründet (›Man sollte Mozart nicht so spielen wie Liszt‹), ist das eigentlich schon zu viel des Guten, denn nur wenige Klassik-Hörer sind dazu in der Lage oder willens, die Kunst ihres Stars nach ästhetischen Kriterien zu beurteilen.
Und wirklich niemand erwartet nun von einem ›Tastenlöwen‹ des 20./21.Jahrhunderts, dass er selbst kompositorisch aktiv ist. Dies freilich war eine ›Conditio eine qua non‹ für einen Instrumentalisten vergangener Jahrhundert, der sich mit seiner Kunst eine nationale oder gar internationale Reputation erobern wollte.

Johann Jacob Froberger – der deutsche ›Tastenlöwe›‹ des Frühbarock.

Johann Jacob Froberger – der deutsche ›Tastenlöwe›‹ des Frühbarock. Abb. Public Domain

 

Man kann die These wagen, dass der  1616 in Halle gebürtige Johann Jacob Froberger niemals »fremdes Gewerk« (Chr. . Fr. Schubart) unter den Fingern hatte. Mit seiner Kunst brillierte er in mehreren europäischen Metropolen, die er zumeist zu Studienzwecken bereiste. In Wien bekleidete er zur Zeit von Kaiser Ferdinand III. das prominente Amt des Hoforganisten. Lediglich Tastenmusik ist aus seiner Feder auf uns gekommen: ein Fülle von Cembalosuiten, darüber hinaus Toccaten, Capriccios, Ricercare, Fantasien und Kanzonen, für deren Ausführung sich eher eine historische Orgel empfiehlt. Etliche Kompositionen gründen sich auf außermusikalische Sujets, was natürlich das Hören besonders spannend macht.

Frobergers berühmteste einschlägige Komposition ist die Klage auf den Tod des Thronfolgers Ferdinands IV. in Gestalt einer Cembalo-Allemande: »Lamento sopra la dolorosa perdita della real Maestà di Ferdinando IV«. In der Handschrift des Jahres 1656 mündet die abschließende, aufsteigende C-Dur-Tonleiter symbolträchtig in einen strahlenden Wolkenhimmel! Durch zwei vorzügliche Gesamteinspielungen (Bob von Absperren; Richard Egarr) ist das Schaffen Frobergers exemplarisch erschlossen, gleichwohl in den Programmen der ARD-Kulturradios noch nicht einmal rudimentär präsent.

Details

Datum:
29. Juni 2018
Zeit:
8:00 - 19:30
Eintritt:
Kostenlos
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Steglitz Museum
Drakestraße 64a
Berlin, 12205
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