Franz Kafka in Steglitz


vom 15. Februar 2014 bis 11. Juli 2014

Ausstellung mit Kafka-Illustrationen von Carl Otto Bartning (1909 -1983) Abb.: „Ein Landarzt“ Lithographie 1965
Abb. Carl Otto Bartning, Ein Landarzt, 1965 (Litho)

Franz Kafka, geboren am 3. Juli 1883 in Prag, blieb ein Leben lang „unbehaust“ in der Welt, die ihn zutiefst ängstigste, der er keinen Sinn abringen konnte.
In Prag gehörte er zur jüdischen Minderheit, die zwischen Tschechen und Deutschen stand und sogar in sich gespalten war.
Im Grunde war Kafka stets – im tatsächlichen wie übertragenen Sinn – ein Untermieter, der überall fremd blieb, der suchte und verzweifelte, ohne je etwas zu finden, das seinem Leben eine feste Basis hätte geben können.
In Steglitz mochte Kafka kurzzeitig und flüchtig geglaubt haben, im Alter von 40 Jahren doch noch die Erfüllung erreichen zu können. Dass sein Steglitzer Intermezzo letztlich wie ein Traum verflog, steht sinnbildlich für seine biografische und dichterische Existenz, die in dieser Ausstellungsbroschüre thematisiert werden soll.

Franz Kafka ist, glauben viele, schwer zu interpretieren.
Es gibt wohl keinen zweiten Literaten des 20. Jahrhunderts, der so unterschiedlich gedeutet worden ist wie Franz Kafka. Die Zahl der Veröffentlichungen über ihn geht in die tausende. Die endgültige Auslegung wird es vermutlich nie geben, aber zumindest können Kafkas Thematik, welche die Grundfragen des menschlichen Lebens betrifft, herausgestellt und Angebote zur Interpretation gemacht werden. Von größter Wichtigkeit ist es, den engen Zusammenhang zu erkennen, der zwischen Kafkas Leben und dem dichterischen Werk besteht. Neben den biografischen sind auch die historischen Rahmenbedingungen, unter denen Kafka wirkte, und die oft vernachlässigt werden, zu berücksichtigen.

Aufgrund seiner geistigen Einstellung empfand sich Kafka als ein Fremder in der Welt. Den letzten halbherzigen, zum Scheitern verurteilten Versuch, daran etwas zu ändern, unternahm er in Berlin/Steglitz. Am Ende wartete folgerichtig der Tod auf ihn – genau wie bei den Protagonisten seiner Romane.

Dass Kafka einige Monate in Steglitz lebte, unterstreicht nicht nur, dass dieser Bezirk auch ein von Intellektuellen bevorzugter Stadtteil gewesen ist.
Kafka fühlte sich in Steglitz wohl; er lobte die Ruhe und Beschaulichkeit dieser Wohngegend, die noch heute zu deren Vorzügen gehört. Leider gibt es auch eine weniger angenehme Kontinuität zwischen den 20er Jahren und der Gegenwart. Kafka musste Steglitz nicht zuletzt deshalb verlassen, weil er die hier üblichen hohen Mieten nicht zahlen konnte.

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