Lankwitz

Lankwitz

Hinweis: Beachten Sie bitte auch unsere Ortsteilinformationsschriften zu den
Steglitzer Ortsteilen Lichterfelde, Lankwitz und Südende.

Archäologische Funde deuten auf Besiedlungen bereits während der Völkerwanderung hin. Der Name wird als „Lancovica“ erstmals 1239 urkundlich erwähnt. Darin übertragen die Askanischen Markgrafen von Brandenburg, Johann I. und Otto III., das Dorf an das neu gegründete Benediktiner Nonnenkloster „St. Marien“ zu Spandau.
Im Zuge der Kolonisation und Christianisierung Anfang des 13. Jahrhunderts entstand der noch erkennbare hufeisenförmige Dorfkern mit der aus Feldsteinen gebauten Wehrkirche. Sie ist erstmals 1313 urkundlich erwähnt.

Der Dreißigjährige Krieg hinterlässt ein verwüstetes Dorf mit nur noch wenigen Bewohnern. Auf Veranlassung Friedrichs des Großen wird 1777 ein Vorflutgraben gebaut, der Marienfelde, Lankwitz und Giesendorf verbindet, der Königsgraben. Zuvor gab es hier bei vielen Regenfällen und bei der Schneeschmelze im Frühjahr große Überschwemmungen, die lange andauerten und eine Bewirtschaftung der Äcker fast unmöglich machten.

Die weitere Besiedlung und die Geschichte des heutigen Lankwitz begannen etwa 100 Jahre später. Es war eine kleine Gemeinde mit 350 Menschen: ein paar Bauernhöfe, einige Landarbeiterhäuser und wenige Handwerker. Die sog. Gründerzeit nach dem Krieg von 1870/71, in der die Expansion der Metropole Berlin einsetzte, wurde auch in Lankwitz spürbar. Es wurde neu gebaut im Stil von Villen, mit großen Höfen, massiven Scheunen und Ställen, und die alten strohgedeckten, teils baufälligen Bauernhäuser verschwanden. Es entstand ein schönes, schmuckes kleines Dorf, das heutige Alt-Lankwitz.

Am Ende der nun einsetzenden Entwicklung gab es vier getrennte Ortsteile an der Peripherie der Gemarkung:

Das Bahnhofsgebäude in der Kaulbachstraße wurde 1899 erbaut und im Zweiten Weltkrieg (1943) zerstört, erhalten blieb die Bahnhofsvorfahrt.

-Das Rosenthalsche Gelände. Westlich der Anhalter-Bahn entwickelte der Immobilienhändler Felix Rosenthal ein Areal von 240 Morgen (60 Hektar), das er von Lankwitzer Bauern gekauft hatte. Es sollte nach dem Vorbild Lichterfeldes ein Villenvorort werden. Die Straßen erhielten die Namen bekannter Dichter, Bildhauer, Musiker, Maler – Lessing, Calandrelli, Mozart, Kaulbach und andere. Mit seinen vielen Grünflächen, einem Teich mit Schwänen und der aufgelockerten Bebauung war es eine ländliche Idylle, die erfolgreiche Unternehmer, Beamte und Angestellte anzog. Vieles davon ist heute verschwunden, jedoch ist das Komponistenviertel – wie es genannt wird – noch immer eine bevorzugte Wohngegend.

-Das Zietemannsche Gelände. Der Bauer Zietemann gründete 1887 östlich der Anhalter-Bahn auf seinem Gelände einen neuen Ortsteil. Übrigens hatte es hier an der Seydlitzstraße einige Jahre zuvor eine Pferderennbahn gegeben, nach zwei Jahren war aber das Kapital dahin und das Unternehmen wurde aufgegeben. Zunächst wurden zwei Straßen angelegt, die heutige Kurfürstenstraße und die Zietenstraße, damals Zietemannstraße. Vor allem siedelten sich hier Handwerker, Kaufleute und Beamte aus Berlin an. Trotz der Nähe zum Bahnhof Lichterfelde-Ost, d.h. einer an sich günstigen Verkehrsanbindung, ging die Besiedlung nur langsam voran und so nannte man es bald spöttisch das Klamottenviertel.

Die Ratswaage in der Charlotten- Ecke Elisabethstraße wurde 1918 erbaut. Bis 1968 wurden hier die Ladungen auf Fuhrwerken und Lkws gewogen. Die technische Einrichtung blieb als Denkmal erhalten.

-Lankwitz Süd – das Thüringer-Viertel. Georg Knaack, ein privater Immobilienkaufmann, kaufte 1901 südlich des Königsgrabens und angrenzend an Marienfelde 130 Morgen Land von verschiedenen Bauern. Er parzellierte und verkaufte die Grundstücke, aber es gab weder einen Bebauungsplan noch eine Abstimmung mit der Gemeinde, dafür viel Streit und Ärger. Viele Jahre blieb es eine Kleingartenanlage mit wenigen Hausbauten. Der Straßenbau kam nicht voran, eine Verkehrsanbindung fehlte. Ein Eigentümerverein nahm die Interessen der Käufer gegenüber dem Verkäufer und der Gemeinde wahr, mit Erfolg. Seinem Vorsitzenden Hermann Marchard wurde zum Dank 1911 die Straße 28 nach ihm benannt.

-Nicht zu vergessen: Alt-Lankwitz, das alte Dorf mit den meist stattlichen Gutshäusern der alteingesessenen Bauernfamilien um die Dorfaue herum. Es war Ausgangspunkt der Entwicklung, aber es war – so der Chronist – „in seliger Selbstvergessenheit die ruhige, von der Großstadt unberührte bäuerliche Gemeinschaft geblieben“. Es waren letztlich die Eigentümervereine als Vertreter der neuen Ansiedler, die für Verbesserungen bei Verkehrsanbindung, Straßenbau und der sonstigen Infrastruktur kämpften und sorgten.

Der Raum zwischen diesen vier Siedlungen war im Grunde leer, d.h. Ackerland geblieben, und das neue Zentrum der Gemeinde entlang der Viktoriastraße (heute Leonorenstraße) entwickelte sich erst mit dem Bau der Dreifaltigkeitskirche (1906). Ihr Platz war wohl nicht zu Unrecht so gewählt, hat er doch die getrennten Ortsteile und deren Bewohner zusammengeführt.

Gedenkstätte für die Gefallenen der zwei Weltkriege im Gemeindepark; wurde 1919 von Fritz Freymüller begonnen und erst 1926 fertig gestellt.

Voran ging es mit der Stadtentwicklung seit Dr. Rudolf Beyendorff 1908 erster besoldeter Bürgermeister wurde. Er organisierte die Verwaltung, trieb den Bau des neuen Rathauses (1911), der Festhalle (1914 / heute Beethoven-Gymnasium) und das Lyzeum (1914) voran. Der zentrale Gemeindepark (1912) – früher trug er Beyendorffs Namen – war sein Werk. Seine ehrgeizigen Projekte der Stadtentwicklung und seine überzeugende Amtsführung bescherten ihm auch Gegner. So kam es, dass ein Lankwitzer Arbeiter- und Soldatenrat ihn nach der Revolution vom November 1918 kurzerhand absetzte. Sein Nachfolger, Dr. Ostrowski, führte die Gemeinde bis zum Anschluss an Groß-Berlin im Jahre 1920, als Steglitz mit Lankwitz, Lichterfelde und Südende der 12. Stadtbezirk wurde. Dr. Ostrowski war übrigens von Dezember 1946 bis April 1947 der letzte Oberbürgermeister von Berlin, bevor es zur politischen Spaltung der Stadt kam.

Auf die Wirtschaftskrise, die Zerstörung der ersten deutschen Demokratie, den Aufstieg der Nationalsozialisten folgte die Katastrophe des Krieges: Lankwitz – als reine Wohngemeinde ohne militärstrategische Bedeutung – wurde im August 1943 durch einen fehlgeleiteten Bombenangriff zu über 85% in Schutt und Asche gelegt.

Nach dem Ende des Krieges begann 1950 in großem Umfang im Rahmen des Mashallplans der Wiederaufbau. Neue Wohnsiedlungen entstanden, und die Infrastruktur mit Straßen und Geschäften wurde wieder hergestellt. Aus 16.000 Einwohnern im Jahre 1946 waren bis 1956 fast 30.000 geworden. Trotzdem ist Lankwitz mit seinen begrünten Straßen, den Parks und den zahlreichen Gartenkolonien die „Gartenstadt im Südwesten“ geblieben.

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